Alex O`Loughlin German FanClub
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 5. Ein Nähkurs?
 
Fünf Monate. So lange ist es nun schon her, seit ich frei bin.
Und ich muss gestehen, dass es mir von Tag zu Tag leichter fällt mich daran zu gewöhnen. Aber noch immer sehe ich dauernd über meine Schulter. Aus Angst Emilio könnte irgendwo auftauchen.
Doch er tut es nie.
Es war schwer. Vor allem am Anfang. Die ersten Tage in L. A. waren unglaublich nervenaufreibend. Ich habe eine Wohnung gefunden. Nicht groß. Aber sie reicht. Für mich allein. Sie ist im ersten Stock. Gleich darunter befindet sich ein kleines Café. Und seit meiner zweiten Woche hier arbeite ich da als Kellnerin. Ich genieße es. Für mich allein zu sorgen. Allein zu sein.

Außerdem ist es alles in Strandnähe. Ich gehe gern abends da spazieren. Nie ohne meinen Pfefferspray. Ich brauche diesen Moment. Wenn die Sonne das Meer berührt und alles in ein tiefrotes Licht taucht. Dieser Moment hat etwas Magisches. Wer sagt denn, dass man sich nur bei Sternschnuppen etwas wünschen kann?
Ich tue es jeden Abend. Ich wünsche mir jeden Abend, dass ich so weiter leben kann wie jetzt. Frei. Frei von Emilio.

„Kate!“ höre ich meinen Chef rufen.
„Ja?“ drehe ich mich zu Josh um.
„Kannst du mir mal helfen?“ winkt er sich zu mir heran.
Ich gehe zu ihm und werfe einen kritischen Blick auf das Hemd, das er in seiner Hand hält. Das Hemd, das einen langen Riss entlang der Naht unter dem Ärmel hat.
„Ich kann nicht nähen, Josh“, sage ich ihm sofort.
„Ich weiß“, grinst er verlegen. Joshs Frau ist gerade für einen Monat zu ihrer Mutter gefahren. Und ohne sie ist er völlig aufgeschmissen.
„Kannst du in das Stoffgeschäft am Ende der Straße gehen?“ bittet er mich. „Maja weiß bescheid, dass du kommst.“ Ja, hier kennt irgendwie jeder jeden.
„Mach ich“, nicke ich und greife nach dem Hemd.

Es ist sowieso gleich sechs Uhr. Zeit für meine Pause. Langsam gehe ich die Straße entlang. Viele Menschen sind noch unterwegs. Die meisten sind auf dem Weg zum Strand. Sollen sie ruhig. Wenn ich in drei Stunden den Sand unter den Füßen spüren werde, sind sie alle schon fort.
„Kate!“ begrüßt mich die Inhaberin des Stoffladens lächelnd.
„Hey, Maja“, grüße ich zurück.
„Du solltest endlich lernen zu nähen“, sieht Maja sich das Hemd an. „Wenn du mal einen Mann hast und Kinder...“
„...komme ich zu dir“, unterbreche ich sie sofort. Mann und Kinder? Ich habe auch schon besser gelacht.
Eine Frau betritt den Laden.
„Wann kann ich das Hemd abholen?“ frage ich.
„Wie wäre es, wenn du heute Abend zu meinem Kurs kommst?“ lässt Maja jedoch nicht locker und sieht zu der Frau, die eine Strickjacke in der einen und einen Knopf in der anderen Hand hält. „Und Sie auch“, sagt sie nun zu der Frau.

„Was ist das für ein Kurs?“ hakt die Frau nach, bevor ich es kann.
„Ein Nähkurs“, antworte Maja.
„Ein Nähkurs?“ wiederhole ich ungläubig.
„Ja, für Frauen wie euch zwei“, zwinkert Maja uns zu.
Die Frau und ich, wir sehen uns an. Und müssen beide lächeln.
„Wenn Sie gehen, gehe ich auch“, schlägt sie mir dann vor.
„Ich weiß nicht“, winke ich ab. Ich will eigentlich nicht zu vielen Leuten begegnen.
„Ich bin übrigens Jackie “, stellt sie sich vor. „Naja, eigentlich heiße ich Jacqueline.“
„Ich bin Kate“, sage ich. „Catherine.“
Wir müssen beide grinsen.

„Also?“ frage Jackie.
„Also gut“, nicke ich. Ich weiß nicht warum, aber mir ist diese Frau sympathisch. Sind es ihre Augen, oder ihre ganze Ausstrahlung. Eine Freundin wäre nicht das Verkehrteste.
„Wann beginnt der Kurs?“ will Jackie nun von Maja wissen.
„Um acht“, antwortet Maja.
„Dann sehen wir uns um acht“, lächelt mich Jackie an.
Ich nicke. Tun wir wohl. Nachdenklich gehe ich zu Josh zurück.
„Maja hat gerade angerufen“, empfängt er mich grinsend. „Du machst heute bei ihrem Nähkurs mit?“
„Ich muss ja wohl“, entgegne ich nicht sehr begeistert. Wieso habe ich mich dazu überhaupt überreden lassen?

„Du kannst dann heute früher Schluss machen“, sagt Josh zu mir.
„Schaffst du das dann überhaupt allein?“ will ich skeptisch wissen.
„Die halbe Stunde denke ich schon“, zwinkert er mir zu.
Also gut. Ich gebe mich geschlagen. Ich werde zu diesem Nähkurs gehen. Ich werde lernen einen Knopf anzunähen. Und eine gerissene Naht zuzunähen. Und das war es dann aber auch.
Aber eigentlich gehe ich zu diesem Kurs nur, um die Frau wiederzusehen. Jackie. Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, ich könnte eine Freundin gefunden haben.
Und eine Freundin könnte ich langsam dringend gebrauchen.

6. Die Allergie 
Um halb acht mache ich Feierabend. Ich gehe in meine Wohnung und ziehe mich um. Dann laufe ich langsam zu Majas Laden.
„Hey“, begrüßt mich Maja lächelnd. „Setz dich doch schon mal an einen Platz.“ Sie deutet an die vier Tische, die sie vorbereitet hat.
Unsicher sehe ich mich um. An zwei Tischen sitzen bereits zwei Frauen.
„Lass uns den Tisch da hinten nehmen“, spricht mich plötzlich jemand an und ich spüre eine Hand auf meiner Schulter. Und kann nicht verhindern, dass ich zusammenzucke.
Ich sehe Jackie an.

Zusammen setzen wir uns an den hintersten Tisch in der Ecke.
„Ich habe überhaupt keine Ahnung, was hier auf uns zukommt“, sagt Jackie zu mir und sieht genauso hilflos auf die vielen Sachen, die hier vor uns liegen. Nadeln. Mehrere Garnrollen. Und diverses anderes Material.
Zehn Minuten später sind alle Plätze an allen Tischen besetzt und Maja beginnt ihren ersten Kurs. Ist schon interessant, auf was man alles beim Nähen achten muss. Kein Wunder, dass ich es nie geschafft habe, dass wenigstens ein Knopf lange genug hält, um einen Abend zu überstehen.
Trotzdem fühle ich mich ein wenig überfordert von all dem Wissen, das Maja in uns reinzustopfen versucht.

„Wir sehen uns dann heute in einer Woche hier wieder“, endet Maja zwei Stunden später ihre erste Kursstunde.
„Gott, mein Kopf platzt gleich“, stöhnt Jackie auf und lächelt mich gequält an.
„Ja, war schon etwas viel“, nicke ich.
Wir packen unsere Sachen zusammen und hinterlassen den Tisch so ordentlich wie wir ihn vorgefunden haben.
„Musst du weit nach Hause?“ will Jackie wissen, als wir nach vorn gehen.
„Nein, nur die Straße runter“, antworte ich. „Und du?“
„Ich bin nur bei meinem Bruder zu Besuch“, erzählt sie mir. „Er holt mich ab.“
Wir treten durch die Tür ins Freie. Inzwischen ist auch die Sonne untergegangen. Ich werde heute wohl auf meinen Strandspaziergang verzichten müssen.

„Da ist er ja schon“, ruft Jackie plötzlich aus und winkt einem Mann auf der anderen Straßenseite zu.
„Wir sehen uns dann nächste Woche, ja?“ will ich mich schnell verabschieden. Keine Männer im Moment in meinem Leben.
„Warte, Kate“, hält Jackie meinen Arm fest. „Ich will dich ihm vorstellen.“
„Nein, das musst du nicht“, will ich gehen.
Doch in diesem Moment hat er die Straße überquert und steht vor uns.
Langsam sehe ich auf.
Diese Augen. Die kenne ich. Vom Flughafen.
DAS ist Jackies Bruder? Ich kriege keine Luft mehr. Ich kann nicht... nicht in seiner Nähe sein. Er erinnert mich an... Nein, ich... Keine Männer... Ich will hier weg! Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal machen! Nicht, wenn ich es verhindern kann. Ich dachte schon einmal, ich hätte die große Liebe gefunden. Und es war der größte Irrtum meines Lebens. Nein, nicht noch einmal!

„Das ist Alex“, nennt sie mir nun seinen Namen. „Bruderherz, das ist Kate. Meine neue Freundin.“
„Hi“, reicht er mir seine Hand.
„Hi, ich bin auch im Nähkurs“, sage ich.
Bin ich bescheuert? Ich bin auch im Nähkurs? Das ist ungefähr so wie: „Ich habe eine Wassermelone getragen.“ Ja, ich habe eine Wassermelone getragen – im Nähkurs. Haha. Ich lach dann später.
Verdammt! Seine Gegenwart bringt mich völlig aus dem Gleichgewicht. Ich will nicht... Ich kann nicht... Emilio... Nein! Seine Augen... Ich kriege keine Luft mehr... Ich... kann... nicht... atmen...
Und ich tue das Einzige, was mir sicher erscheint.
Ich laufe davon.

„Kate! Warte!“ höre ich Jackie meinen Namen rufen.
Nein! Ich kann nicht stehen bleiben. Es wäre das Dümmste, was ich gerade tun könnte.
„Warte!“ spüre ich schon Kates Hand an meinem Arm.
Verwirrt drehe ich mich zu ihr um. Ich bin gerannt. Wie hat sie mich so schnell eingeholt?
„Was ist los?“ sieht Jackie mich an.
„Ich kann nicht“, sage ich atemlos zu ihr.
„Was kannst du nicht?“ fragt Jackie nach.
„Ich... kriege keine Luft“, hauche ich. „...in seiner Nähe. Es ist... als hätte ich... ne... ne Allergie.“
„Eine Allergie?“ lacht Jackie auf. „Du meinst, du bist allergisch gegen meinen Bruder?“

7. Nachts allein
Ich stehe da und sehe Jackie an. Die lacht immer noch.
„Du bist echt gut“, grinst sie dann.
„Wir sehen uns nächste Woche“, will ich mich umdrehen und nach Hause gehen.
„Warte, Kate“, hört Jackie auf zu lachen. „Das war doch nicht dein Ernst, oder?“
„Jackie, ich kann im Moment nicht“, sage ich zu ihr.
„Willst du darüber reden?“ fragt sie.
Ich schüttle mit dem Kopf. Nein, ich will nicht darüber reden. Nicht jetzt und auch nicht irgendwann.
„Wie wäre es, wenn wir morgen einen Kaffee zusammen trinken gehen?“ schlägt Jackie nun vor.
Jetzt muss ich lachen. Und ich zeige ihr das Café, in dem ich arbeite. „Wenn du magst, komm morgen ab zehn vorbei“, sage ich zu ihr.
„Okay“, nickt Jackie. Dann umarmt sie mich kurz.


Und ich versteife mich genau in dem Moment, in dem sie mich in ihre Arme zieht. Sie sieht mich irritiert an, und dann lässt sie mich los.
„Bis morgen“, sagt sie zu mir.
„Ja, bis morgen“, sage ich.
Ich sehe ihr nach, wie sie zu ihrem Bruder zurückgeht.
„Alles okay?“ höre ich ihn fragen.
„Ja“, nickt Jackie. „Lass uns nach Hause fahren. Ich habe Hunger.“
Alex´ und mein Blick treffen sich kurz. Dann drehe ich mich um und gehe in meine Wohnung. Als ich die Tür hinter mir schließe, drehe ich zuerst den Schlüssel im Schloss um. Zweimal. Dann schließe ich alle anderen vier Schlösser, die ich zusätzlich angebracht habe. Um mich sicher zu fühlen. Und noch die Kette. Jetzt bin ich in Sicherheit.
Aber tue ich das wirklich?


Wie oft in den letzten Monaten habe ich an Emilio gedacht? Stündlich? Minütlich? Sobald ich einen Mann auch nur in der Ferne sehe, checke ich ihn automatisch ab. Größe. Statur. Auftreten. Gang. Ausdruck. Und erst dann beruhigt sich mein Herzschlag - und ich kann wieder atmen.
Jede Nacht träume ich von der Nacht. Von der Nacht, als Christian starb. Wegen mir. Für mich.
Wie oft frage ich mich, ob ich nicht lieber geblieben wäre? Wäre Christian dann nicht noch am Leben?
Doch dann stellt sich eine andere Frage: Wäre ich noch am Leben? Wie lange hätte ich es bei Emilio noch ausgehalten? So? In Gefangenschaft? Als sein Eigentum?
Ich wünschte, ich könnte Christian dafür danken, was er für mich getan hat. Was er für mich aufgegeben hat. Doch das werde ich niemals tun können.


Ich mache kein Licht. Ich kenne mich aus in meiner Wohnung. Es stehen nicht viele Möbel darin. Ich brauche nicht viel. Außerdem reicht das Licht der Straßenlaternen aus, damit ich alles erkennen kann.
Ich gehe ins Bad, ziehe mein Nachthemd an und putze mir die Zähne. Dann gehe ich zurück in mein Wohn- und Schlafzimmer, hole mir ein Glas Wasser vom Waschbecken der kleinen Küchenzeile und stelle mich ans Fenster.
Und erstarre. Und lasse auch noch beinahe mein Glas fallen.
Da steht jemand. An der Straßenlaterne. Genau vor meinem Haus. Und sieht zu mir herauf. Instinktiv mache ich zwei Schritte zurück. Meine Hände zittern. Mein Herz rast. Und ich kann nicht atmen. Wie hat er mich gefunden?
Ob ich mir das alles nur eingebildet habe? Da kann niemand sein. Niemand weiß, dass ich hier bin. Niemand.
Wirklich?


Zögernd trete ich wieder an das Fenster heran.
Sehe zu der Lampe. Aber da steht niemand mehr. Ich sehe rechts und links die Straße hinunter. Ein paar Leute gehen auf den Gehwegen entlang. Aber niemand ist auffällig.
Niemand trägt eine Kappe. Niemand läuft auch nur annähernd wie Emilio. Er kann es auch nicht gewesen sein. Er ist weg. Weit weg. Und er kann nicht wissen, dass ich hier bin. Ich war doch vorsichtig. Und bin es immer noch.
Habe ich mir das wirklich nur eingebildet? Dass da jemand war?
Vielleicht war der Tag heute ein bisschen viel. Dieser Nähkurs. Jackies Bruder.


Ich ziehe die Vorhänge zu und bleibe noch eine Weile ganz still stehen. Über mir in der Wohnung höre ich Schritte. Josh sollte auch so langsam ins Bett gehen. Und von der kleinen Wohnung nebenan höre ich nichts. Die alte Lady, die dort wohnt, wird sicher schon schlafen.
Vorsichtig schiebe ich den Vorhang noch einmal ein Stück zur Seite und sehe auf die Straße. Aber da ist niemand. Wirklich niemand. Mir hat sicher meine Fantasie nur einen Streich gespielt.
Ich stelle das Glas auf dem Nachtschränkchen ab und lege mich ins Bett. Kuschle mich unter die dünne Decke und schließe meine Augen. Und versuche mich an das zu erinnern, was ich heute von Maja gelernt habe. Um mich abzulenken. Und irgendwann schlafe ich ein.


8. Frühstück mit Jackie
Am nächsten Morgen fühle ich mich wie gerädert. Gut geschlafen? Nicht wirklich. Ich konnte zwar irgendwann einschlafen. Aber dafür wurde ich dann immer wieder und wieder wach. Bin aufgestanden und am Fenster nachsehen gegangen. Doch es war nie jemand da. Trotzdem... Seit gestern Abend fühle ich mich extrem unwohl. Ob Emilio mich wirklich gefunden haben kann? Doch wer soll den wissen, dass ich hier gelandet bin? Ich habe dem Typen, von dem ich den Ausweis bekommen habe, nicht gesagt, wo ich hinwill. Dass ich nach Los Angeles fliege, habe ich selbst erst in der allerletzten Sekunde beschlossen. Immer wieder frage ich mich, ob ich Emilio irgendwann davon erzählt hatte, dass ich gern einmal hierher fahren würde. Aber ich kann mich einfach nicht erinnern. Also gehe ich davon aus, dass ich es nicht getan habe. Oder doch?

Ich dusche kalt und gehe dann nach unten ins Café. Josh ist schon auf und stellt gerade die ersten Tische nach draußen. Wortlos helfe ich ihm und bringe die Stühle hinterher. Wir brauchen nicht viel Worte. Verstehen uns ohne.
"Wie war der Nähkurs?" will Josh dann von mir wissen. "Hast du was gelernt?"
"Naja, den nächsten Knopf werde ich versuchen alleine anzunähen", versuche ich zu scherzen.
Josh lacht auf. "Und nächste Woche wieder?"
Ich nicke. "Wenn Maja mich noch erträgt", sage ich und gehe hinter den Tresen. Dort stehen die kleinen Vasen, die ich mit Wasser fülle. Pünktlich zwei Minuten später erscheint Violet von nebenan. Sie hat einen kleinen Blumenladen und bringt Josh jeden dritten Tag frische Blumen.
Und ich bin heute ganz froh darüber. Werde ich doch so abgelenkt, denn ich verteile die Blumen und ein wenig Beiwerk auf die Vasen. Dann noch schnell Zucker und Besteck auf jeden Tisch. Und schon kommen die ersten Gäste.

"Guten Morgen, Jason", begrüße ich einen älteren Mann. Er kommt jeden Tag hierher. Bleibt eine Stunde und sieht hinaus aufs Meer. "Das Übliche?"
"Ja, danke, Kate", lächelt er mich an. Und trotz seines Lächelns sehe ich die Traurigkeit in seinen Augen. Jason hat vor einem Jahr seine Frau verloren. Und seitdem ist er nur noch ein Schatten seiner selbst, hat Josh mir erzählt.
Ich hole einen großen, schwarzen Kaffee und eine von den belegten Semmeln.
"Danke, Kate", sagt Jason. "Sieht nach Regen aus heute."
"Meinst du?" frage ich zweifelnd nach. Die Sonne scheint wie immer. Das Meer erstrahlt blau wie der Himmel.
"Gegen Abend", antwortet Jason. Dann widmet er sich seinem Frühstück.
Und ich lasse ihn allein.

Ich habe genügend zu tun und komme erst einmal nicht zum Nachdenken. Weder über den Mann an der Laterne noch über den Nähkurs noch über Jackie oder ihren Bruder.
"Hallo Kate", erschrecke ich dann, als mich ihre Stimme plötzlich anspricht.
"Hey!" drehe ich mich zu ihr herum.
"Du arbeitest wirklich hier", stellt Jackie fest. Sie grinst. "Und es gibt Frühstück, ja?"
"Ja", nicke ich und deute auf einen Tisch an der Seite. Sie setzt sich und ich reiche ihr die Karte.
"Bring mir erst einmal einen Kaffee", sagt sie. "Alex kommt übrigens in einer halben Stunde nach."
"So?" Wieso klingt meine Stimme plötzlich so hoch und schrill?
Jackie grinst. Sie hat wohl ihren Spaß... an meiner Allergie.
"Bringst du mir auch so ein belegtes Brot?" deutet sie dann auf ein Bild.
"Bin gleich da", sage ich und gehe zu Josh.
"Eine neue Freundin?" sieht er mich fragend an.
"Sie ist auch im Nähkurs", antworte ich nur.
"Sieht ganz nett aus", mustert Josh sie eindringlich.
"Ich will sie nicht heiraten, Josh", sage ich leicht genervt.
Josh lacht auf. "Nein, aber vielleicht kommst du ja mal raus", sagt er. "Und vielleicht hat sie einen hübschen Bruder oder Cousin für dich."
Ich erstarre und sehe Josh an. Was ist das hier? Eine Verschwörung?
"Oh, sie hat also?" lacht Josh weiter.

"Nein, hat sie nicht", brumme ich schnell, greife nach der Kaffeetasse und dem Teller und gehe zu Jackie an den Tisch.
"Du kannst ruhig deine Pause jetzt schon machen", ruft Josh mir noch hinterher.
"Das ist ja toll", hat Jackie das natürlich gehört. "Dann hol dir auch einen Kaffee und wir quatschen ein bisschen."
Ergeben tue ich, was sie gesagt hat und sitze nur eine Minute später neben ihr am Tisch.
"Die Aussicht ist genial", sagt Jackie, als ich Platz genommen habe. "Ich glaube, ich habe ein neues Lieblingscafé gefunden." Sie grinst mich an.
"Und du bist hier nur zu Besuch?" versuche ich unverbindlich ein Gespräch anzufangen.
"Ja, für vier Wochen ungefähr", antwortet Jackie. "Wir kommen eigentlich aus Australien. Aber mein Bruder hat so viel Arbeit hier im Moment, da nutze ich einfach die Gelegenheit." Sie zwinkert mir zu und ich muss lachen.
"Und du? Bist du von hier?" will Jackie nach einem Schluck Kaffee wissen.

"Nein", anworte ich ihr.
"Von wo bist du?" hakt sie nach.
"Von... der anderen Seite des Landes", antworte ich ihr ausweichend.
Jackie betrachtet mich eine Weile.
"Aber du lebst jetzt hier?" will sie dann wissen.
"Ja", antworte ich knapp. Ja, leben... Das ist genau das richtige Wort. Ich lebe. Mein Leben. Allein. Hier.
"Bist du immer so kurz angebunden?" Jackie beißt von ihrer Semmel ab.
Ich sehe sie an. Naja, direkt ist sie ja. Ob ich ihr wirklich vertrauen kann? Sollte ich sie dafür nicht länger kennen? Aber ich dachte ja auch bei Emilio, ich würde ihn kennen. Und habe es nicht wirklich. Was soll ich Jackie erzählen?


9. Heißer Kaffee
"Nennen wir es eher vorsichtig", antworte ich Jackie auf ihre Frage und sehe sie abwartend an.
Jackie betrachtet mich eine Weile.
"Okay", sagt sie dann einfach nur. Und trinkt weiter ihren Kaffee. "Wenn du mal reden willst, gib einfach bescheid."
Ich bin völlig baff. Keine Nachfragen? Sie akzeptiert das einfach so?
Kann sie in mich hinein sehen? Nein, Blödsinn. Kein Mensch kennt die Gedanken eines anderen.
"Weißt du was?" kaut Jackie ihr Brötchen und schluckt. "Ich will heut Abend in eine neue Bar. Wieso kommst du nicht einfach mit mir mit?"
"Was?" Ich sehe sie erschrocken an.
Ich? Ausgehen? Nachts? Niemals!
Oder doch?
"ich glaube, das ist keine gute Idee", sage ich leise und stehe auf. "Ich muss jetzt auch weiter arbeiten."
"Überlegs dir doch noch mal, bitte", bettelt Jackie. "Ich habe keine Lust wieder nur neben Alex zu stehen und mich zu langweilen, weil die Männer alle nur über ihre blöden Motorräder reden."
Zum Thema Alex muss ich doch jetzt nicht wirklich was sagen, oder? Wie war das noch? Ja, richtig, die Allergie - die habe ich sicher immer noch.

Und jetzt drehe ich mich um - und laufe genau in meinen Allergieauslöser hinein.
"Hi", höre ich ihn sagen. Er lächelt.
Oh mein Gott. Und wie er lächelt!
Luft! Wieso gibt es hier draußen keine Luft zum Atmen mehr?
"Kate?" Jackie zupft an meiner Schürze. "Alles okay?"
Ich sehe sie an - aber ohne sie wirklich zu sehen.
"Ich... muss arbeiten", bringe ich gerade noch heraus. Und dann tue ich das, was ich gestern schon getan habe: ich laufe davon.
"Kate! Was ist denn los? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen", sieht Josh mich hinter dem Tresen aufmerksam an.
Ein Geist? Ja, so in etwa könnte das hinkommen.
"Ich bin gleich wieder da", sage ich zu ihm und laufe nach nebenan. Dort ist die Toilette für die Angestellten. Und ich kann mich gar nicht schnell genug da einschließen.
Seufzend lasse ich mich auf den geschlossenen Deckel sinken.

Wieso? Wieso reagiere ich nur so? Auf ihn? Ich reagiere doch so nicht auf Josh. Oder auf andere Männer. Wieso also bei Alex?
Naja, natürlich kann ich mir die Antwort auch selbst geben. Er erinnert mich an Emilio. An meine Zeit bei ihm. Schließlich war irgendwie er es, der mich am Leben gehalten hat. Er und Christian.
Oh, Christian. Wieso kannst du denn nicht bei mir sein? Und mich beschützen? So wie sonst? Weil du dein Leben für meines gegeben hast.
Das Leben ist grausam.
"Kate?" Josh klopft an die Tür.
"Nur noch eine Minute", bitte ich ihn.
"Okay", sagt er durch die geschlossene Tür. "Da draußen warten Gäste auf dich. Und diese Frau hat nach dir gefragt. Wieso gehst du nicht heute Abend mit ihr weg? Und sie hat ja doch einen ziemlich gut aussehenden Bruder. Wär der denn nichts für dich? Du kannst..."
Boah! Genervt stehe ich auf und öffne die Tür. Josh hört sonst nie auf zu reden.
"Ich komm ja schon", schiebe ich ihn zur Seite. Ich weiß nicht, was im Moment schlimmer ist: Josh, der mich unter die Leute bringen will - oder Alex, der mir die Luft zum Atmen raubt. Und im Moment ziehe ich meine Allergie einfach vor...

"Hey, Kate", sieht Jackie mir lächelnd entgegen.
"Hey", entgegne ich und versuche ruhig zu atmen. "Sorry für gerade..." Ich sehe zu Alex. "Schon gewählt?"
"Ein großer Kaffee, schwarz", bestellt er. "Und dann das große Frühstück."
"Okay, bin gleich wieder da", laufe ich wieder zurück.
"Er beobachtet dich", flüstert Josh mir grinsend zu, während ich das Frühstück für Alex zusammenstelle. Nervös sehe ich auf - und Josh hat Recht. Alex lächelt mich an.
"Wenn du ihn weiter so gequält ansiehst, kannst du das Date heute Abend vergessen", feixt Josh.
"Ich habe kein Date heute Abend", sehe ich ihn an.
"Das solltest du aber." Mit diesen Worten lässt Josh mich stehen und begrüßt einige neue Gäste.
In mir fängt es an zu brodeln. Wieso sind alle nur immer der Meinung, sie wüssten besser, wie ich mein Leben zu leben habe?
Genervt knalle ich die große Tasse mit dem Kaffee aufs Tablett - und prompt passiert, was passieren muss: der Kaffee schwappt über und ich ziehe erschrocken meinen Arm zurück. Mein Fluchen unterdrücke ich geschickt. Nicht hier vor den Gästen!
Und es brennt!

Ich sehe auf meinen rot werdenden Arm. Und im nächsten Moment spüre ich Finger auf meinen, die mich ans Waschbecken ziehen und das kalte Wasser anstellen. Völlig panisch will ich meine Hand zurück ziehen, doch die Finger halten mich fest.
"Ich tue dir nichts", höre ich die flüsternden Worte.
Und ich spüre einen Körper hinter mir. Zu nah. Viel zu nah!

10. Jackies Nummer
„Lass mich los“, versuche ich meinen Arm zurück zu ziehen. Und Luft zwischen mich und den Körper hinter mir zu bekommen. Doch ohne Erfolg.
„Jetzt lass dir doch helfen“, höre ich Alex leise sagen. „Ich tue dir wirklich nichts!“
Ich sehe auf meine Hand. Sehe, dass sie zittert. Und dieses Zittern kommt nicht von dem eiskalten Wasser, das inzwischen aus der Leitung fließt. Dieses Zittern kommt daher, weil ich Angst habe. Angst vor einem Mann, den ich nicht kenne.
„Was ist denn passiert?“ steht Josh plötzlich neben uns.
„Habt ihr Eis hier?“ fragt Alex ihn.
„Ja, klar, sicher“, nickt Josh und holt einen Eisbeutel aus dem Tiefkühlfach.
„Danke“, dreht Alex das Wasser ab. Dann nimmt er den Eisbeutel und legt ihn auf meinen Arm.
Ich kann nichts sagen. Ich bin unfähig zu sprechen. Oder zu fühlen. In meinem Inneren... tobt gerade ein Orkan. Da sind zu viele Gefühle. Zu viele unterschiedliche Gefühle. Und inzwischen zittere ich am ganzen Körper.

„Kate, setz dich nach hinten“, schiebt Josh mich zur Seite.
"Ich... es geht mir gut", sage ich völlig außer Atem. Und endlich gelingt es mir ein wenig Abstand zwischen Alex und mich zu bekommen.
"Alles okay?" ist nun auch Jackie zu uns gekommen.
"Das sieht ziemlich rot aus", sagt Alex zu ihr. Dann wendet er sich an Josh: "Hast du Brandsalbe oder so was da?"
"Klar", nickt der sofort und lässt mich im Nebenraum allein. Allein mit Alex. Und mit Jackie.
Und alles, was ich im Moment habe, ist eine riesengroße Panik.
"Kate?" Jackie kommt zu mir und streicht mir beruhigend über den anderen Arm. "Ist doch nicht so schlimm. Du guckst wie ein aufgescheuchtes Kaninchen." Sie sieht mich aufmerksam an. Doch sie sagt nichts mehr.
Josh kommt mit der Salbe zurück.
Alex nimmt sie entgegen, öffnet die Tube und kommt auf mich zu.

"Nein, nicht", flüstere ich und starre ihn an. Ich weiß, er kann nichts dafür. Nicht dafür, was Emilio mir angetan hat. Aber ich kann deswegen noch lange kein Vertrauen haben.
Jackie sieht zu ihrem Bruder und greift nach der Tube.
"Ich mach das schon", murmelt sie und nimmt mir den Eisbeutel ab. Vorsichtig verteilt sie die Creme auf meinem Arm.
"Ist nicht so schlimm", murmle ich und ziehe den Arm zurück. Natürlich brennt er wie Feuer. Aber diesen Schmerz kann ich aushalten. Er ist nicht so schlimm wie der andere, der in mir wütet.
Ich richte mich auf. Atme tief durch.
"Danke", sage ich und hoffe, dass meine Stimme nicht so zittert wie mein Körper. "Ich sollte wieder weiter arbeiten."
Ich dränge mich an Jackie und Alex vorbei und greife nach einem neuen Tablett. Josh hat den verschütteten Kaffee bereits weggewischt. Ich bereite so schnell es mir möglich ist ein neues Frühstück für Alex zu.

Als ich aufsehe und das Tablett zu ihm bringen will, steht er jedoch vor mir am Tresen. Ich kann es nicht verhindern, dass ich zusammenzucke. Verdammt! Ich muss mich zusammenreißen. So schlimm war es doch noch nie. Ich kann diese Angst vor Emilio doch nicht mein Leben bestimmen lassen! Aber vielleicht liegt auch alles an der doch recht schlaflosen Nacht.
"Alles okay?" sehen mich diese unglaublichen Augen fragend an. Wow! So in Natura sind seine Augen noch unglaublicher. Sind sie blau? Oder grün? Oder doch eher braun? Irgendwie scheinen sie andauernd ihre Farbe wechseln zu können. Ist das denn erlaubt?
"Kate?" Alex sieht mich immer noch an.
Was? Hat er mich etwas gefragt?
"Ist alles okay?" Er deutet auf meinen Arm. Aber wir beide wissen, dass er nicht nur den Arm meint.
"Jaja, danke", sage ich schnell. Ein wenig zu schnell.
"Ich bringe das an den Tisch", greift Josh an mir vorbei und nimmt das Tablett in die Hand.
Alex sieht mich noch einmal merkwürdig an, dann folgt er Josh.

"Hör mal, wegen heute Abend", sieht Jackie mich an.
Oh. Ich habe gar nicht bemerkt, dass sie auch noch hier ist.
"Ich würde mich echt freuen, wenn du mitkommen würdest", sagt sie noch einmal. "Kann ich dich nicht später noch einmal anrufen? Wenn das da..." Sie deutet auf meinen Arm. "...nicht so schlimm ist, wie es aussieht, kannst du doch mitkommen, oder? Nur für ne Stunde oder so."
"Wir werden sehen", entgegne ich ihr.
Jackie nimmt sich einen der Zettel, die auf dem Tresen liegen und greift nach einem Stift.
"Das ist meine Nummer", gibt sie mir dann das kleine Blatt. "Ruf mich an, ja? Sonst hol ich dich einfach ab." Sie zwinkert mir zu, dann geht sie zu ihrem Bruder.
Völlig neben mir stecke ich den Zettel ein.
Ich? Weggehen? Heute Abend? Definitiv nicht. Wenn ich schon so ausraste, weil mir jemand helfen will - wie soll das dann erst heute Abend werden? Nein, das kann ich nicht. Und ich habe ja noch den ganzen Tag Zeit, um mir eine Ausrede einfallen zu lassen.
Ach, und außerdem: ich habe ja gar nichts anzuziehen.


11. Nichts zum Anziehen?
Kurz bevor unser Café schließt, sehe ich Jackie auf mich zukommen. Sie hat heute Morgen ihr Frühstück mit Alex beendet und Josh hat die Rechnung abkassiert. Ich habe mich in die Küche verzogen. Um beiden aus dem Weg zu gehen. Jackie, die heute unbedingt weggehen will. Und Alex, der... ach, er verwirrt mich einfach zu sehr. Und für so etwas habe ich im Moment einfach keine Zeit. Und keine Nerven. Ich kann nicht dauernd alles analysieren. Mein Leben war doch gerade eben noch so einfach. Ich habe alles getan, um mich für immer vor Emilio verstecken zu können. Und ich werde das ganz sicher nicht aufgeben. Nicht jetzt. Und nicht so.
"Hi!" winkt Jackie mir zu.
"Hey, was machst du denn hier?" sehe ich sie fragend an. Der letzte Gast steht gerade auf.
"Wie geht es deinem Arm?" will sie wissen.
"Es brennt nicht mehr", antworte ich und sehe auf die Bandage, die mir Josh nach dem Mittagessen umgebunden hat, damit die Salbe länger einwirken kann.
"Also kommst du mit mir heute Abend, oder?" Jackie sieht mich erwartungsvoll an.
"Ich glaube, das ist keine gute Idee", sage ich leise und wische den Tisch ab.

"Aber ich habe Alex gesagt, dass er uns in einer Stunde hier abholen kann", gesteht Jackie mir und macht dabei ein ziemliches Bettelgesicht.
"Ich habe gar nichts anzuziehen", hole ich nun meinen letzten Trumpf aus dem Ärmel. "Ich gehe sonst auch nicht weiter aus."
"Das habe ich mir schon gedacht", grinst Jackie mich an und deutet auf den Rucksack, den sie trägt. "Ich hab ein paar Sachen mitgebracht. Da finden wir sicher was für dich."
Na toll. Somit hat diese Ausrede nun auch nicht geklappt. Und nun? Was mache ich denn jetzt?
"Kate, du kannst ruhig Schluss machen für heute", wird meine neu gewonnene Freundin nun auch noch von meinem Chef unterstützt. War ja klar. "Ich schaff den Rest alleine. Geh und mach dich hübsch! Und dann genieße den Abend."
Ich werfe Josh einen wütenden Blick zu, aber der grinst unbeeindruckt weiter.
"Also gut", gebe ich mich geschlagen.

"Meine Wohnung ist relativ klein", sage ich zu Jackie, als wir fünf Minuten später vor meiner Tür stehen und ich den Schlüssel ins Schloss stecke. Ich drehe ihn um und öffne die Tür.
"Sie ist total niedlich", sage Jackie, nachdem sie sich einmal umgeschaut hat. "Sie passt zu dir."
"Danke", sage ich und schließe die Tür wieder hinter mir.
"Wow, hast du viele Schlösser", sieht Jackie nun auf meine Festung. "Ist bei dir schon mal eingebrochen worden?"
"Nein", zucke ich nur mit den Schultern.
Jackie sieht mich aufmerksam an. "Hat dir jemand weh getan?" will sie dann leise wissen.
Ich erwidere ihren Blick. Und spüre, wie sich mein Körper versteift und ich anfange zu zittern. So ein Mist! Ich dachte, diese Phase hätte ich endlich hinter mir.
"Ich... kann nicht... möchte nicht darüber reden", stottere ich und drehe mich weg.
Jackie ist für eine Sekunde ganz still, dann ändert sie das Thema.
"Was hältst du davon, wenn du duschen gehst und ich dir dann die Haare mache? Dann können wir aussuchen, was wir anziehen", schlägt sie vor.

Eine Stunde später sitze ich vor meinem Spiegel und starre die Frau darin an. Das bin ich? Wirklich? Klar, an die dunklen Haare habe ich mich inzwischen gewöhnt. Aber das da? Jackie hat mir Locken eingedreht. Dann hat sie mir ein dezentes Make-up verpasst und schließlich habe ich mich für eins ihrer Outfits entschieden. Entscheiden müssen.
Jackie trägt ein kurzes hellgrünes Kleid, das ihre Augen perfekt betont. Eigenartigerweise ändert sich die Farbe ihrer Augen nicht so wie bei ihrem Bruder.
Und ich? Jackie wollte mich zwar auch zu etwas Kürzerem überreden, aber ich trage eine schwarze weite Stoffhose und ein hellblaues Seidentop, das den Rücken frei lässt.
"Du siehst toll aus", lächelt Jackie mich an und sieht auf ihre Uhr. "Wir sollten dann auch langsam mal runter gehen. Alex wartet sicher schon."
Alex! Oh, ja. Den hatte ich ja völlig vergessen.
Ich soll so da runter gehen? Ich glaube, das mit dem Ausgehen ist wirklich keine gute Idee. Ich habe jetzt schon wieder das Gefühl keine Luft zu bekommen.

"Was ist? Ist deine Allergie wieder da?" zwinkert Jackie mir zu und kichert leise.
"Ich glaube ja", sehe ich sie an.
"Och, die kriegst du schon noch in den Griff", grinst Jackie, hakt sich bei mir unter und zieht mich mit sich. Wir treten auf die Straße. Jackie sieht sich um und steuert auch gleich ein dunkelblaues Auto an.
Plötzlich bleibe ich stehen. Meine Füße gehen einfach keinen Schritt mehr weiter. Was, wenn das da gar nicht Alex ist, der im Wagen sitzt? Was, wenn Emilio mich gefunden hat?
Was, wenn das hier alles nur ein Trick ist?
Kann er mich wirklich gefunden haben?
"Kate?" höre ich Jackies fragende Stimme.
Was mache ich denn jetzt?

hier gehts weiter!
www.german-alex-oloughlin-fanclub.de/Untie-these-hands3.htm





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